Vorbereitungsarbeiten
Am 18.03.2024 fand die jährliche Eröffnung des Alpengartens statt. Eine historische Steingartenanlage mit Alpen- und Bergpflanzen, die Bonsaisammlung der Republik Österreich, eine Sammlung von Hauswurzarten und -sorten sowie eine jährlich wechselnde Saisonausstellung sind zu sehen.
In der Woche vor der Eröffnung waren noch zahlreiche Arbeiten zu erledigen. Die gesamte Anlage musste von altem Laub befreit, die Schotterwege gerecht und an notwendigen Stellen frischer Schotter ausgebracht werden. Die Abdeckungsfenster über den Wasserbecken neben dem Blockhaus wurden entfernt, die Pflanzen in den Becken vom Laub befreit, welches als Winterschutz diente, und die neu ausgetriebenen Pflanzen wieder mit Wasser geflutet. Das gesammelte organische Material wurde in Anhängern zusammengetragen, diese händisch aus der Anlage geschoben, hinter den Toren des Alpengartens an einen kleinen Traktor angehängt und anschließend zum Kompostplatz gefahren. Aufgrund der Kleinteiligkeit des Alpengartens müssen viele Arbeiten manuell und im Team ausgeführt werden.
Die Tafeln für die Sonderausstellung wurden im Blockhaus und im Garten aufgestellt. Zuletzt musste nach dem Winter noch kontrolliert werden, ob alle Pflanzenschilder am richtigen Platz stecken und sie in die korrekte Richtung zeigen.
„Gefährdete Schönheiten“
Die diesjährige Ausstellung widmet sich dem Thema der bedrohten Pflanzenarten. In großformatigen Fotos wird die beeindruckende Schönheit dieser Pflanzen vor Augen geführt. Viele der Arten sind an ihrem Naturstandort durch verschiedene Faktoren bedroht. Klimawandel, übermäßige Nutzung der Pflanzen, Tourismus, Sammeltätigkeit von Pflanzenjägerinnen und Pflanzenjägern, Landwirtschaft, geringe Population, Straßenbau, Insektensterben, Sicherungsbauten, Konkurrenzschwäche und Standortveränderung gefährden diese Pflanzen an vielen Orten der Erde. Neben den Fotos der gefährdeten Pflanzen liefern Informationstafeln interessante Hintergründe zu dem Thema.
Einige dieser gefährdeten Arten werden gemeinsam mit vielen anderen im Alpengarten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes (ex-situ) kultiviert und somit erhalten.
Klimawandel
Stark spezialisierte Pflanzen sind an ihre Standorte und Umweltbedingungen angepasst. Sie sind Spezialisten und besetzen zum Teil auch klimatische Nischen, welche relativ eng sein können und wenig Spielraum für Veränderung bieten. Ändern sich die Bedingungen trotzdem, ist ihr Fortbestand gefährdet. Besonders im Alpenraum mit oft schwierigen Lebensbedingungen haben Pflanzen unterschiedliche Strategien entwickelt, um zu überleben. Es gibt Pflanzen wie das Edelweiß (Leontopodium alpinum), welche sich durch eine dichte Behaarung vor Kälte und Austrocknung schützen. Andere Arten wie die Berghauswurz (Sempervivum montanum) lagern Glykol in ihre Zellen ein. Der Alkohol schützt die Zellen vor dem Einfrieren. Einige Arten können sich außerdem sowohl generativ über Samen als auch vegetativ über Ausläufer, Wurzelsprosse oder Brutknöllchen vermehren. Damit sind sie durch die verschiedenen Fortpflanzungsmöglichkeiten an die oft rauen Bedingungen im Gebirge optimal angepasst.
Langsam wachsende und sich langsam vermehrende Pflanzen wie Fingerkräuter (Potentilla sp.), Steinbrech (Saxifraga sp.) oder manche Enzianarten (Gentiana sp.) sind jedoch durch klimatische Veränderungen stark gefährdet. Sie können nicht schnell genug durch Ausweichen reagieren. Pfingstrosen, deren schwere Samen sich nicht weit verbreiten, aber auch langlebige Gehölze wie Wacholder sind betroffen. Bei steigenden Temperaturen werden einige Kältespezialisten gezwungen, sich in höheren Bereichen anzusiedeln. Oft gelingt das nicht schnell genug. Gleichzeitig werden sie von wärmeliebenderen Pflanzen verdrängt, die nun ihr Habitat vergrößern können indem sie nach oben nachwandern. Wachsen Pflanzen bereits im Gipfelbereich, können sie nicht mehr nach oben ausweichen. Andere Beispiele für Gebirgspflanzen, welche durch den Klimawandel bedroht werden, sind die Fliederfarbene Trollblume (Trollius lilacinus), die Kirgisische Nestklette (Arctium nidulans) und der Arktische Enzian (Gentiana algida).
Tourismus
Das Pflücken von Edelweiß (Leontopodium alpinum), Silberdisteln (Carlina acaulis), Enzian (Gentiana sp.) oder verschiedenen Vertretern der Familie der Orchideen (Orichidaceae) ist noch immer ein Problem. Auch die Strauß-Glockenblume (Campanula thyrsoides) und die Kugelige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) sind in Wildblumensträußen äußerst beliebt. Viele Wanderinnen und Wanderer nehmen sich immer wieder Pflanzen als Souvenir mit nach Hause. Sie beachten nicht, dass es sich bei einigen der Pflanzen um geschützte und gefährdete Arten handelt, welche nicht gepflückt werden dürfen. Das Pflücken solcher Pflanzen ist per Gesetz verboten.
Beim Sichern von Wegen werden zudem „gefährliche Pflanzen“ wie das giftige Bilsenkraut entfernt. Auch Sicherungsarbeiten für den Skitourismus können eine Bedrohung für Pflanzen darstellen. Zum Teil werden sehr große Eingriffe in die Natur vorgenommen. Durch Absprengen von Felshängen und damit einhergehenden Schäden an Wuchsorten oder das Anlegen von Skipisten werden Teufelskralle (Phyteuma sp.) oder Dolomiten-Ehrenpreis (Paederota bonarota) gefährdet. Es sind aber nicht nur Pisten und Lifte, die einen Platz in vorher mehr oder weniger unberührter Natur verlangen. Auch der Bau von Wasserreservoiren für künstliche Beschneiungsanlagen zerstört Naturstandorte von Gebirgspflanzen. Solche Beschneiungsanlagen werden aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen Schneeknappheit für Pistenbetreibende immer wichtiger, um den Skibetrieb aufrecht erhalten zu können.
Landwirtschaft
Wenn es durch geänderte Weidewirtschaft zu einer lokalen Überweidung kommt, werden konkurrenzschwächere, langsamer wachsende und weniger trittfeste Pflanzen endgültig verdrängt. Zu diesen Pflanzen gehören viele Zwiebelgewächse und manche Orchideen. Oft wurden zudem störende Arten wie Germer (Veratrum sp.) oder Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum) zum Schutz des Weideviehs entfernt. Sie können sich nun, da sie nicht mehr in unmittelbarer Umgebung ihres ursprünglichen Standorts vorkommen, nicht wieder ohne Hilfe etablieren. Auch intensives Düngen führt zu einer Veränderung des Lebensraums. Es gibt Pflanzen, die auf Böden mit höheren und solche, die auf Böden mit niedrigerem Nährstoffgehalt wachsen und sich je nach Anspruch gegenüber anderen durchsetzen können. Außerdem kommen auf verschieden zusammengesetzten Böden unterschiedliche Arten vor. Intensive Düngung, welche auch durch die Ausscheidungen von Weidevieh zustande kommen kann, führt sehr rasch zu einer Artenänderung und zum Verdrängen von vielen blühenden Pflanzen wie dem Brandkraut. Auch der Pannonische Enzian (Gentiana pannonica) ist eine durch die Landwirtschaft bedrohte Art.
Insektensterben
Manche Pflanzen können nur von bestimmten Insekten bestäubt werden. Verschwinden bei stark spezialisierten Arten die bestäubenden Insekten, dann können sie sich nicht mehr generativ vermehren und sterben in der Regel aus. Oft genug werden Insekten ausgerottet, weil die Raupen als Fraßschädlinge gelten. Es wird dabei nicht bedacht, dass die sich daraus entwickelnden Falter als Bestäuber benötigt werden.
Alle Lebewesen in einem Ökosystem haben einen Sinn und besetzen eine wichtige Nische . Das Verschwinden jedes Einzelnen macht unsere Umwelt deutlich ärmer und lässt Ökosysteme ins Wanken geraten, welche seit Jahrtausenden funktionieren. Ziel ist es, das Überleben dieser Arten möglichst zu sichern. Bei manchen Pflanzen müssen wir in die Umwelt eingreifen, um sie zu schützen. Andere Arten muss man einfach in Ruhe wachsen und leben lassen. Naturschutz ist nicht einfach, aber immer den Aufwand wert. Lassen Sie sich von der Schönheit der Pflanzen ermuntern und helfen sie mit, sie zu schützen!
Jakob Hämmerle und Michael Knaack