Das Vermehren von Stecklingen

(c) Miriam Hölfont

Stecklingsvermehrung

Das Schneiden von Stecklingen ist eine weit verbreitete Methode der vegetativen Pflanzenvermehrung. Dabei wird ein Teil der Mutterpflanze abgeschnitten, um daraus eine neue Pflanze zu ziehen. Der sogenannte Steckling kann aus verschiedenen Teilen der Pflanze wie z.b.: aus Trieben, Wurzeln oder Blättern entnommen werden und gegebenenfalls bestimmter Voraussetzungen (geeignetes Substrat sowie optimale Licht- und Luftfeuchtigkeitsbedingungen) zu einer eigenständigen Pflanze heranwachsen. (vgl. Möller, 2025). 


Diese Art der Pflanzenvermehrung ermöglicht es, eine exakte Kopie der Mutterpflanze herzustellen, die die gleichen phänotypischen Merkmalen, wie Blatt- und Blütenform und -farbe aufweist, wie die Mutterpflanze, da diese und der Steckling auch genetisch identisch sind. (vgl. Wagner-Lichtenberg, 2023)

Beim Schneiden eines Stecklings wird ein Teil der Pflanze (welcher variiert je nach Art des Stecklings), mit einem scharfen desinfizierten Messer oder einer Gartenschere von der Mutterpflanze abgetrennt. Die Schnittstellen können anschließend mit Aktivkohle desinfiziert und nach Belieben mit Bewurzelungshormonen behandelt werden. 
Anschließend geht es um die Wahl des Substrates. Wie für Jungpflanzen üblich, sollte dieses eher locker und nährstoffarm sein. Für die Bewurzelung eignen sich beispielsweise Sand, Erde, Torf, Wasser oder andere lockere Pflanzensubstrate. (vgl. Michaeli-Achmühle, 1976) 


Für ein optimales Wachstum sollte der neu gewonnene Steckling einer konstant bleibenden Temperatur von 20-25°C und einer Luftfeuchtigkeit von rund 70% ausgesetzt sein. Außerdem benötigt dieser helles, indirektes Licht für etwa 12-16 Stunden am Tag. (vgl. Drehandel, 2023)

 

Arten von Stecklingen

●    Kopf- und Teilsteckling
Kopf- sowie Teilstecklinge lassen sich von allen Pflanzen entnehmen, die beblätterte Sprossen bilden. (vgl. Kiesel, 1988. S 165.) Kopfstecklinge werden dabei aus der Triebspitze gewonnen, während Teilstecklinge aus etwas älteren Teilstücken eines Triebes bestehen. Diese Arten von Stecklingen werden vorwiegend unterhalb eines Blattknoten/ Nodiums geschnitten. Anschließend kann die Schnittstelle mit Hilfe von Aktivkohle desinfiziert, für ein ertragreiches Wachstum in ein pulverförmiges Bewurzelungshormon getunkt und in ein nährstoffarmes Substrat gesetzt werden. Um den Energieverbrauch der Pflanze zu minimieren, kann man deren Blätter zusätzlich noch einkürzen. Bei fleischigen Trieben wie z.b.: Sukkulenten oder Kakteen  ist es empfehlenswert, die Schnittstelle erstmal trocknen zu lassen, bevor sie in Berührung mit einem Substrat kommt. (vgl. Herta,1999. S 182f.)

Geeignete Pflanzen: Schling- und Kletterpflanzen, Buntnesseln, etc. (vgl. Kiesel, 1988. S 165.)

●    Blattsteckling
Blattstecklinge lassen sich aus den einzelnen Blättern einer Mutterpflanze heranziehen. Dabei kann man das Blatt am Stängel abschneiden, oder auch die Blattfläche samt Blattnerv durchtrennen und somit einen sogenannten Blattteilsteckling zu erschaffen. In beiden Fällen kann der Steckling mit Holzkohle und Bewurzelungshormonen behandelt werden und dann anschließend mit der Schnittfläche auf das Substrat gelegt werden. (vgl. Kiesel, 1988. S 165.)

Geeignete Pflanzen: Streptocarpus, Begonien, Sansevieria, etc. (vgl. Herta,1999. S 182.)

●    Stammsteckling 
Stammstecklinge bestehen aus Stücken des Hauptstammes oder größeren, verholzten Trieben (Steckhölzer) der Pflanze und sind nicht auf Blätter angewiesen, um zu gedeihen. Diese Art von Steckling kann sowohl senkrecht als auch waagerecht in ein Substrat gesetzt werden, wobei in beiden Fällen der Steckling ungefähr zur Hälfte vom Substrat bedeckt wird. Bei ersterem muss darauf geachtet werden, dass der Steckling nicht Kopfüber eingesetzt wird und bei zweiterem sollte mindestens ein Auge der Pflanze nach oben gerichtet sein. (vgl. Herta,1999. S 182f.)

Geeignete Pflanzen: Dracaena, Yucca, Hibiscus, Ficus elastica, etc. (vgl. Kiesel, 1988. S 165.)

●    Wurzelsteckling
Wurzelstecklinge bestehen aus einem Wurzelstück ohne Stängel, Blätter oder Triebe, welches als Ganzes von Substrat bedeckt wird. Um dennoch auszutreiben, bilden sich aus Adventivknospen neue Sprossen. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Pflanzenarten, die sich erfolgreich durch Wurzelstecklinge vermehren lassen. Zu diesen Pflanzen gehören einige, die sich durch die zuvor genannten Methoden, wie Kopf- oder Blattstecklinge, nicht vermehren lassen. Das Anwachsverhalten dieser Wurzelstecklinge kann dabei stark variieren, abhängig von der jeweiligen Pflanzenart. (vgl. Ludwig, 2022)

Geeignete Pflanzen: Himbeeren, Schafgarbe, etc. (vgl. Ludwig, 2022)

Literaturverzeichnis

Drehandel, T. (2023) Tipps, um das Wachstum deiner Stecklinge und Sämlinge zu fördern. [Online] Auffindbar über:Tipps, um das Wachstum deiner Stecklinge zu fördern. [Accessed: 18-03-2025]

Herta, S. (1999) Das neue BLV-Zimmerpflanzenbuch. Auswahl nach Standorten, Pflanzenporträts,Pflegepraxis. München: BLV Verlagsgesellschaft mbH

Ludwig, R. (2022) Pflanzen vermehren. Pflanzen aus Stecklingen gewinnen. [Online], Auffindbar über: Vermehren: Neue Pflanzen aus Stecklingen gewinnen | MDR.DE [Accessed: 17-03-2025]

Michaeli-Achmühle, P. (1976) Gartenpraxis A- Z München: BLV Verlagsgesellschaft mbH

Möller, H. (2025) Harmony Plants. Stecklinge. [Online], Auffindbar über: Stecklinge | Harmony Plants [Accessed: 17-03-2025]

Kiesel, N. (1988): Zimmerpflanzen. Alles über Arten und Pflege. Niedernhausen: Bassermann

Wagner-Lichtenberg, M. (2023) Löwenmäulchen selbst vermehren. Volle Blütenpracht im Garten. [Online] Auffindbar über: Löwenmäulchen vermehren: So gelingt die Aussaat und Stecklingsvermehrung | Samen.de [Accessed: 17-03-2025]

Rechtliche Grundlagen

Dieses Medienprojekt wurde von Einsatzstellen, Teilnehmenden des Freiwilligen Umweltjahr FUJ und der Jugend-Umwelt-Plattform JUMP im Rahmen des FUJ-Lehrgangs gemeinsam umgesetzt (www.fuj.at).